Fm Westufer des Starnberger Sees liegt, auf halber Höhe zwischen Nord- und Südende des Gewässers, die etwa 9.500 Einwohner zählende Gemeinde Tutzing. Es ist ein mehr als 1.250 Jahre altes Fischer- und Bauernstädtchen, das viele Kenner heute als schönsten Ort am See bezeichnen – doch natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack. Unbestritten ist aber, dass Tutzing tatsächlich sehr hübsch ist, sei es direkt am Seeufer, wo sich das Schloss befindet, sei es auf der Ilkahöhe südlich der Gemeinde, von der man aus 711 m Höhe einen fantastischen Blick auf Tutzing, den gesamten See und die Bergketten der Alpen genießt. An klaren Tagen bietet sich von hier ein hunderte Kilometer langes Panorama der Alpen aus, das in Deutschland wohl seinesgleichen suchen dürfte.
Postleitzahl: | 82327 |
Vorwahl: | 0815 |
Einwohner: | circa 9900 |
Fläche: | 35,6 km² |
Landkreis: | Starnberg |
Regierungsbezirk: | Oberbayern |
Die Geschichte von Tutzing
Heute sind sich Historiker einig, dass Tutzing eine der ältesten am Starnberger See gelegenen Siedlungen ist. Schließlich fällt die erste urkundliche Erwähnung des Ortes unter dem Namen "Dutcingun" auf das Jahr 742, das im Rahmen einer Schenkung ans Kloster Benediktbeuern vermerkt wurde. Vermutlich rührt die Bezeichnung von den sogenannten Tozzi und Tuzzi, zwei Familien des frühbajuwarischen Uradels der Huosier.
Vom Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit etablierte sich Tutzing als Fischer- und Bauerndorf, in dem der Schlossherr im Jahre 1519 die Hofmarksgerechtigkeit bzw. niedere Gerichtsbarkeit erhielt. Diese Schlossanlage wurde nach einer Zerstörung während des 30-jährigen Kriegs zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Initiative des Grafen Friedrich von Vieregg wieder aufgebaut und erweitert. Im Laufe der Zeit ging der Besitz des Schlosses in die Hände verschiedener Eigentümer über. Seitdem sich die Anlage seit 1949 im Besitz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern befindet, wird der Prunkbau als Tagungszentrum und Arbeitsstätte genutzt. Der Startpunkt der Entwicklung Tutzings als Touristenzentrum ist mit der Erbauung der Eisenbahnlinie aus München gleichzusetzen. Seit der Eröffnung der Bahnlinie in den 1860er Jahren gilt Tutzing als einer der bedeutungsvollsten Fremdenverkehrsorte des Fünfseenlands.
Diese Sehenswürdigkeiten bestimmen Tutzings Kulturleben
Das Schloss Tutzing ist eng mit der Geschichte der Gemeinde verbunden. Dieses Bauwerk ist eine der bekanntesten Schlossanlagen weit und breit, die aufgrund ihrer altehrwürdigen Vergangenheit und hohen Bedeutung der Gegenwart die Aufmerksamkeit der Besucher erregt. Die Historie des einstigen Adelssitzes reicht bis ins Mittelalter zurück. Heute ist das Schloss Tutzing jedoch der Sitz Evangelischen Akademie Tutzing, die vor Ort regelmäßig Tagungen durchführt.
Die Kirche St. Peter und Paul ist eines von mehreren Tutzinger Gotteshäusern, das das Gemeindegebiet Tutzings säumt. Der am Starnberger See in einem alten Kirchhhof gelegene Sakralbau ist Tutzings alte Hofmarkkirche, die in den 1730er Jahren auf den Überresten eines Vorgängerbaus entstand. Zum Ausflug in die Natur lädt die Ilkahöhe ein. Dieser 726 Meter hohe Aussichtspunkt verspricht einen umwerfenden Panoramablick auf den Starnberger See und die Umgebung. Vom Dampfersteg ist die Ilkahöhe innerhalb einer halben Stunde erreichbar.
Auch die Parkanlage Kustermannpark verfolgt am Starnberger See ein besonderes Konzept. In diesem Park lädt nicht nur die am Starnberger See entlang verlaufende Brahmspromenade zum Verweilen ein. Das vor Ort ausgestellte Museumsschiff Tutzing sorgt für Erstaunen. Die im Jahr 1936 erbaute Konstruktion ist ein einstiges Fahrgastschiff, in dem heute von Frühjahr bis Herbst ein kleines Bistro betrieben wird. In diesem Museumsschiff befindet sich außerdem die einzige Schiffsbühne in ganz Bayern, deren Programmvielfalt von Theatervorstellungen über Kabarett bis hin zu Jazz-Konzerten reicht.
Ausflüge zum Schloss Tutzing führen zu einem bedeutungsvollen geschützten Denkmalkomplex des Marktes ...
Traditionelle Veranstaltungen im Überblick
Das Tutzinger Fischerstechen ist mittlerweile eine beliebte Tradition. Zwei originell kostümierte Akteure balancieren auf mit Trittbrettern ausgestatteten Ruderbooten, um sich gegenseitig mit Lanzen ins Wasser zu stoßen. Der Sieger dieses Wettbewerbs darf sich offiziell als Fischerkönig bezeichnen. Bei diesem Wettkampf der etwas anderen Art darf eine standesgemäße musikalische Untermalung natürlich nicht fehlen. Das Publikum ist dazu eingeladen, dem regen Treiben zuzuschauen. Für gewöhnlich findet die Veranstaltung an einem Sommer-Wochenende statt.
Noch enger ist die Historische Fischerhochzeit mit dem Ort Tutzing verbunden. Seit mehr als 80 Jahren wird dieser Event in der Gemeinde in unterschiedlichen Jahresrhythmen veranstaltet. Die Festlichkeiten dieser besonderen Hochzeit dauern für gewöhnlich mehrere Tage an und finden zumeist im Sommer statt. Diesem Ereignis mangelt es nicht an Highlights wie dem Böllerschießen, einem Gottesdienst oder Festzug durch den Ort.
Die schönsten Ausflugsziele weit und breit
Das nahegelegene Bernried entführt Besucher an einen Ort, der völlig zurecht als schönstes Dorf Bayerns bezeichnet wird. Nach nur sechs Kilometern taucht diese liebliche Gemeinde am Horizont auf, deren Lage im Herzen einer wunderschönen Mittelgebirgslandschaft imposanter nicht sein könnte. Wer seinen Wanderstock im Gepäck verstaut, kann nach Herzenslust auf dem rund 100 Kilometer langen Wanderwege-Netz entlang spazieren. Aussichtspunkte wie Regensburgerstein oder Hirschenstein geben den Blick auf die atemberaubende Umgebung frei. Besonders sehenswert ist außerdem das Schloss Egg. In dieser erstmals im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnten mittelalterlichen Burganlage finden von April bis Oktober regelmäßig Führungen durch die asiatische Ausstellung statt. Ebenso sehenswert ist das in Bernried gelegene Museumsstadel, dessen Handwerks- und Landtechnikmuseum interessante Einblicke in die Historie der Region gewährt.
Wer einmal in Bernried angekommen ist, sollte unbedingt einen Abstecher zum weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten Buchheimmusem einplanen. Das Herzstück dieser Ausstellung ist eine beeindruckende Sammlung expressionistischer Werke, die Zeichnungen, Druckgraphiken, Aquarelle und Gemälde des Buchautors Lothar-Günther Buchheim umfasst. Weitere Nebensammlungen präsentieren nicht nur Kunsthandwerk aus allen Regionen dieser Welt. Exponate der Volkskunst Bayerns oder afrikanische Kultgegenstände versetzen die Besucher ins Staunen.
Anfahrt nach Tutzing - diese Wege führen in die Stadt
Die Stadt Tutzing ist nur etwa 30 Kilometer von der Stadt München entfernt. Deshalb ist die Gemeinde gut infrastrukturell angebunden. Vom Hauptbahnhof München verkehrt im 20-Minuten-Takt die S-Bahn der Linie S6. Zudem ist die Regionalbahn nach Kochel bzw. Garmisch ebenfalls in regelmäßigen Abständen unterwegs. Wer eine Flugreise zum Münchner Airport bevorzugt, sollte anschließend nach den S-Bahn-Linien S1 oder S8 Ausschau halten. Hier verkehren die S-Bahnen bis zum Hauptbahnhof, von dem Reisende mit dem überregionalen ICE bis nach Tutzing fahren können.
Eine Anreise mit dem Auto erfolgt auf der Autobahn nach Garmisch. Autofahrer verlassen die Autobahn A95 am Kreuz Starnberg, um dann auf die A952 zu wechseln. Diese Straße verläuft bis nach Starnberg bis zur Bundesstraße B2. Auf dieser Strecke, der sogenannten Olympiastraße, setzt sich die Route durch Starnberg bis in Richtung Traubing fort. Wer Traubing rechts hinter sich lässt und auf der B2 nach Tutzing abbiegt, ist schnell in der Stadt angelangt.
Besonderheiten - eine Zeitreise durchs Vetterlhaus
Das Vetterlhaus ist eine Sehenswürdigkeit Tutzings, die völlig neue Perspektiven auf die Vergangenheit dieser Ortschaft eröffnet. Dieses im 17. Jahrhundert als Hirtenhäusl errichtete Kleinod geht heute als ältestes Gebäude Tutzings in die Annalen der Geschichte ein. Das Erdgeschoss des Vetterlhauses ist gemauert. Das Obergeschoss ist hingegen im Blockbaustil entstanden. Seinen Namen verdankt das Haus der sechsköpfigen Familie Vetterl, die ihr Refugium im Jahre 1901 bezog. Nach dem Ersten Weltkrieg lebten finanziell schwache Menschen in dem ehemaligen Hütlhaus, das heute als eines der letzten Überbleibsel des alten Dorfs erhalten geblieben ist. Bis heute vermittelt das Vetterlhaus anschaulich, in welch einfachen baulichen Verhältnissen die Bauer und Fischer in der Vergangenheit vor Ort lebten. Bis heute steht das Vetterlhaus sinnbildlich für den Wandel, der sich vom Dorf im kleinbäuerlichen Stil über einen Villenort bis zum heutigen Touristenmagneten vollzogen hat. Heute ist in diesem geschichtsträchtigen Haus das Informations- und Gästezentrum des Tutzinger Fördervereins für Tourismus untergebracht.