Eine Ausflugsregion wie der Starnberger See ist von pompösen und geschichtsträchtigen Schlössern umgeben. Doch während sich die Silhouette von Prachtbauten wie den Schlössern in Berg (Schloss Berg) und Possenhofen (Schloss Possenhofen) vom Wasser aus nur erahnen lässt, thront das Schloss Ammerland unmittelbar am Ufer des Starnberger Sees. Die markanten Zwiebeltürme sind schon aus weiter Ferne sichtbar – ein bezaubernder Anblick. Das im Ortsteil Ammerland gelegene Schloss befindet sich heute allerdings im Privatbesitz.
Adresse: | Nördliche Seestraße 13, 82541 Münsing-Ammerland |
Erbaut: | 1683/85 |
Das Schloss Ammerland und seine Geschichte
Ist vom Schloss Ammerland die Rede, spricht man vom neueren von insgesamt zwei Schlossbauten. Dieses unmittelbar am Ufer des Sees gelegene Schloss wurde vermutlich in den 1680er Jahren von dem Architekten Caspar Feichtmayr im Stil der Wessobrunner Schule erbaut. Seine erste Blütezeit erfuhr der Prachtbau allerdings erst nach dem Dreißigjährigen Krieg. Damals nutzten wittelsbachische Bischöfe das Refugium als ihr ganz persönliches Sommerschloss. Der Wittelsbacher Albrecht Sigmund machte sich als Bischof von Freising und Regensburg einen Namen. Doch ein Großteil der nachfolgenden Schlossbesitzer konnte auf wesentlich mehr geistliche Ämter zugreifen. Ein würdiger Nachfolger war beispielsweise Clemens August.
Der Enkel von Kurfürst Ferdinand Maria und Sohn von dessen Nachfolger Max Emmanuel agierte gleichzeitig als Hochmeister des Deutschen Ordens sowie als Bischof von Paderborn, Münster, Osnabrück und Hildesheim. Wohlbesagter Clemens August hielt sich in dem Sommerschloss Erzählungen zufolge zwar eher selten auf. Allerdings ist aus einer Inventarliste der Ammerlander Schiffshütte zu schließen, dass dessen Vater und Großvater vor Ort riesige Seefeste mit dem Prunkschiff Buzentaur feierten. Regelmäßig wurden, so heißt es, mehrtägige Feste gefeiert. Diese Feierlichkeiten waren mit Jagden, Banketten, Tanz, Schifffahrten, Musik, Schauspiel und Feuerwerken verbunden.
Daraufhin gab es eine längere Durststrecke, zu der sich das Schloss Ammerland im Dornröschenschlaf befand. Erst vor rund 160 Jahren erlebte das Schloss eine neue Blütezeit, als Graf Franz von Pocci in dem Prunkbau Einzug hielt. Der Graf betätigte sich als Komponist, enthusiastischer Kunstkenner, Literat, Maler und königlicher Hofmusikintendant in einem. Graf Franz von Pocci galt als hochbegabt und extrem engagiert. Außerdem bezeichneten ihn Zeitgenossen liebevoll als "Kasperl-Graf". Diese Bezeichnung war in der Tat respektvoll gemeint, da Graf Franz von Pocci zugleich als Erfinder des Kasperl Larifari galt. Er lud sich in sein Schloss namhafte Gäste wie Carl Spitzweg, Carl von Piloty oder den Hofkapellmeister Franz von Lachner ein. Deshalb wird das Schloss Ammerland heute in Insiderkreisen auch Pocci-Schlössel genannt. Pocci und dessen Nachkommen vereinnahmten das Gebäude für lange Zeit als Schlossherren. Dann wendete sich das Blatt wieder, indem das Schloss für längere Zeit als Spekulationsobjekt betrachtet und beispielsweise durch einen Münchner Hotelier aufgekauft wurde. Nachdem der Schlossbau um 1990 mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail umfassend restauriert wurde, erstrahlt es heute wieder in seiner ursprünglichen Anmut.
Das Ammerlander Schloss heute
Für den Wiederaufbau ließ der neue Besitzer Werner Döttinger keine Bemühungen unversucht, um nach stilgerechten Baumaterialien wie leichtem Tuffstein Ausschau zu halten. Die Renovierung erfolgte mit einer großen Liebe zum Detail, indem ausschließlich ästhetisch schöne und historisch miteinander harmonierende Materialien verwendet wurden. Viele Wände des Hauses wurden von erfahrenen Kirchenrestauratoren mit körnigen Kalkfarben von Hand verputzt. Nach dem Vorbild barocker Sakralbauten oder dem Schloss Nymphenburg wurde das Schloss verfeinert. Die Böden wurden allesamt mit aus Frankreich stammendem Kassettenparkett verlegt. Diese und viele weitere bauliche Besonderheiten wie nach historischen Vorbildern nachempfundene Sprossenfenster brachten diesem Bauprojekt den Gabriel-von-Max-Denkmalpreis ein. Heute sind im Schloss Ammerland Eigentumswohnungen untergebracht.
Tipps zur Anfahrt
Eine Anreise in Richtung zum Schloss Ammerland ist über mehrere Wege möglich. Wer eine Flugreise bevorzugt, sollte einen Flug zum internationalen Airport in München auswählen. Daraufhin ist allerdings noch eine Weiterreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto erforderlich. Diese Anfahrt mit dem Auto erfolgt über die Autobahn A95 von München nach Garmisch-Partenkirchen, auf der Sie die Abfahrt Wolfratshausen wählen. Dieser Staatsstraße folgen Sie für ungefähr zweieinhalb Kilometer bis nach Münsing, um vor Ort nach einer Abzweigung in Richtung Ammerland in Richtung Ausschau zu halten. In Münsing bzw. Ammerland selbst befindet sich kein Bahnanschluss. Die nächste Ortschaft mit einer Anbindung an das S-Bahn-Netz in München ist Wolfratshausen.