Ausflüge zum Schloss Tutzing führen zu einem bedeutungsvollen geschützten Denkmalkomplex des Marktes Tutzing, der sich aus einem mehrfach restaurierten und umgebauten Hofmarkschloss zusammensetzt. Eine Augenweide ist der im 19. Jahrhundert angelegte Garten, der rund um das gesamte Schloss verläuft. Allerdings ist das Schloss Tutzing längst nicht nur ein Ort, der von historischer Relevanz ist. Heute wird der Prachtbau als Sitz der Evangelischen Akademie in Tutzing genutzt. Deshalb werden vor Ort regelmäßig Seminare, Tagungen und andere wissenschaftliche Kolloquien durchgeführt. Doch zurück zum Anfang.
Erstmalige Erwähnung: | 11. Jahrhundert |
Baustil: | Klassizistisch |
Umbau zur heutigen Form: | 1802 bis 1816 |
Historische Ereignisse rund ums Schloss Tutzing
Die Geschichte des Schlosses Tutzing nahm viele Jahre vor der Gründung der Evangelischen Akademie ihren Lauf. Die Bauten in ihrer heutigen Form tragen die Handschrift von Friedrich Graf von Vieregg, der von 1802 bis 1816 einen Umbau von Großteilen der Anlage veranlasste. Von 1869 bis 1880 gehörte das Schloss Eduard von Hallberger, dem Gründer der Deutschen Verlagsanstalt, an. Im 20. Jahrhundert ist der historische Wandel des Schlosses Tutzing eng mit Marczell von Nemes verbunden. Der ungarische Kunstsammler jüdischer Abstammung war in dem Schloss von 1921 bis 1930 zu Hause. Zu Zeiten des Dritten Reichs lebte der katholische Zentrumspolitiker und Industrielle Albert Hackelsberger in dem Objekt. In den 1940ern fanden zwei wohlhabende Familie namens Oetker und Kaselowsky in dem Schloss ein Dach über dem Kopf, bis es diese Besitzer im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg an die "Innere Mission" veräußerten.
Es dauerte nicht mehr lange, bis ab 1947 regelmäßig Tagungen im Schloss Tutzing durchgeführt wurden. Damals wurde bereits der Grundstein für die Evangelische Akademie Tutzing gelegt. Doch im Anschluss daran folgten in dem Schlossbau noch zahlreiche Neuerungen. Beispielsweise wurde die Schlosskapelle in der Mitte der 1950er Jahre durch Hubert Distler und Olaf Gulbransson neu gestaltet. Im Jahre 1980 wurde das Haus um ein Restaurant erweitert, das architektonisch ganz bewusst an das alte Palmenhaus erinnerte. Zu einem neuen Erscheinungsbild verhalf eine Sanierung des kompletten Schlossgebäudes, die in der Mitte der 1980er Jahre erfolgte. Um den immer größer werdenden Andrang an Gästen zu entsprechen, folgte im Jahre 1992 eine Einweihungsfeier des Gästehauses. Heute ist das Schloss Tutzing ein beeindruckender Denkmalskomplex, der mit vielen architektonischen Besonderheiten überrascht und dessen Gartenanlage zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt.
Einzelheiten zum Schloss Tutzing
Das Schloss Tutzing ist eine weitläufige Anlage, die am Ufer des Starnberger Sees zu Hause ist. Über lange Zeit hat sich rund um das Schloss ein jahrhundertealter Baumbestand entwickelt, der den Schlosspark in ein riesiges Naturdenkmal verwandelt. Der einst barocke Schlossgarten wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Initiative des damaligen Besitzers Friedrich Graf von Vieregg in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Allerdings reichte der Park damals noch nicht bis an den Starnberger See heran. Erst ab 1870 gelang es dem damaligen Eigentümer Eduard von Hallberger, den Uferstreifen direkt in die Grünanlage zu integrieren. Die geplante Umgestaltung des großen Gartens erfolgte mit Unterstützung des bayerischen Gartenhofdirektors Karl von Effner. Diesem Visionär gelang es, trotz der beschränkten Dimensionen das Gefühl einer weitläufigen Parkszenerie entstehen zu lassen. Heute beeindruckt die Grünanlage als eines der extravagantesten sehenswertesten Parkensembles am Starnberger See.
Dieser Außenbereich wird beim Schloss Tutzing durch eine Vielzahl kleinerer und größerer Bauten abgerundet. Erst dadurch wird dem Schlossbau die Ehre als Denkmalkomplex zuteil, die diesem Gebäude auch gebührt. Ein Beispiel ist das Hauptgebäude, das als mit Walmdächern verzierter dreigeschossiger Dreiflügelbau die Blicke auf sich zieht. Die im nordwestlichen Seitenflügel errichtete Kapelle ist ein ebenso wichtiger Bestandteil des Schlosses Tutzing wie der um 1840 eingerichtete Pavillon. Der im nördlichen Teil des Hauptgebäudes vorgelagerte Kavalier- und Wirtschaftsbau ist als zweigeschossiger Satteldachbau erkennbar, der im Laufe der Jahrhunderte jedoch mehrfach verändert wurde. Gut gelaunt geht es im Musik- oder Festsaal zu, der mit seiner aufgesetzten Balustrade die Blicke auf sich zieht. Der auf einem kreisrunden Grundriss erschaffene Vortragssaal mit Atrium und Foyer wertet den Gebäudekomplex ebenso auf wie der im Schlosshof angelegte Brunnen "Badende Nymphe". Kleine Details wie eine Parkmauer oder die See-Uferterrasse mit Pergola am Ufer des Starnberger Sees verwandeln das Schloss Tutzing in diesen zauberhaften Ort, der die Anlage bis heute ist.
Das Schloss Tutzing heute: der Sitz der Evangelischen Akademie Tutzin
Bereits seit 1947 ist die Evangelische Akademie im Schloss Tutzing und dessen Nebengebäuden ansässig. Unter der Leitung des Theologen Udo Hahn führen der Geistliche und seine Mitarbeiter vor Ort regelmäßig Tagungen durch. Alljährlich werden durchschnittlich 90 Tagungen organisiert, an denen etwa 12.000 Personen teilnehmen. Größtenteils wird die Akademie durch Kirchensteuermittel der Evangelisch Lutherischen Kirche, Teilnehmergebühren sowie Zuschüsse Dritter finanziert. Ein Großteil aller Veranstaltungen wird im Schloss ausgetragen.
Optionen für eine Anfahrt zum Schloss Tutzing im Überblick
Die Ortschaft Tutzing ist etwa 40 Kilometer südlich von München am westlichen Ufer des Starnberger Sees zu Hause. Das Schloss ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Pkw schnell und einfach erreichbar. Beispielsweise ist eine Anfahrt mit dem Pkw von München aus über die Autobahn A95 in Richtung Garmisch möglich. Hier biegen Sie in Starnberg ab, um von Starnberg über die B2 bis nach Traubing weiterzufahren. Wählen Sie hier auf linker Seite den Abzweig nach Tutzing aus, von dem aus der Weg bis zur Akademie auf Schildern ausgewiesen ist. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen Sie die Stadt Tutzing am einfachsten mit auf der Bahnstrecke München verkehrenden Eilzügen. Eine Alternative ist die S-Bahn-Linie S6, die die S-Bahn-Station in Tutzing bedient. Von der S-Bahn-Station benötigen Sie fußläufig noch einmal zehn Minuten, bis Sie an der Akademie angelangt sind.