Votivkapelle am Starnberger See


Bis heute ist der Tod von König Ludwig II. ein Mysterium. Der Märchenkönig verstarb am 13. Juni 1886 im Starnberger See. Wieso und weshalb – auf diese Fragen wird es vermutlich nie eine Antwort geben. Zum Gedenken an dessen Tod ist an der Stelle im Wasser ein Kreuz aufgestellt, an welcher der Leichnam des Königs gefunden wurde. Direkt daneben wurde am steilen Ufer eine Gedächtniskapelle errichtet, die Votivkapelle, die sich seit 1900 an Ort und Stelle befindet. Die Votivkapelle wurde erst vor wenigen Jahren mit hohem Aufwand restauriert.

Votivkapelle Votivkapelle auf der Karte
Adresse: 82335 Berg
Erbaut: 1896 - 1900

Die historische Entwicklung der Votivkapelle

Nach dem Tod des Märchenkönigs überschlugen sich die Ereignisse in Bayern. Immer wieder wurden Gerüchte darüber laut, der dahingeschiedene Monarch sei am Ufer des Starnberger Sees bei Berg ermordet worden. Das bayerische Volk liebte König Ludwig II. und flehte darum, dem Märchenkönig ein Denkmal zu setzen. Deshalb veranlasste Ludwigs Mutter – Königin Marie – ein Jahr nach dessen Tod, am Fundort des Königs einen Totenleuchte zu erbauen. Doch dieses Denkmal erschien dem vermutlich an einer Geisteskrankheit leidenden Monarchen auf Dauer nicht würdig. Schließlich konnte eine kleine Laterne aus Stein dauerhaft nicht das einzige Andenken an einen Mann sein, der das Streben nach Prunk mit jeder Faser seines Körpers zu verinnerlichen schien. Bis heute profitiert Bayern von der Initiative von Ludwig II., immer wieder neue Schlösser zu erbauen. Hier befand sich die Totenleuchte zehn Jahre lang einsam am Ufer des Starnberger Sees.

Der 13. Juni 1886 war ein verregneter Pfingstsonntag, an dem König Ludwig II. und der königliche Obermedizinalrat Bernhard von Gudden am Starnberger See entlang spazierten. Als die beiden jedoch bis 20 Uhr noch nicht ins Schloss zurückgekehrt waren, wurde eine ausgiebige Suche veranlasst. Abends gegen 23 Uhr wurden die leblosen Körper der beiden Männer im Wasser gefunden. Einen Tag später wurde deren Tod öffentlich bekanntgegeben. Bis heute ranken sich um diese mysteriösen Umstände zahlreiche Legenden. Erstaunlich ist, dass das Haus Wittelsbach sogar bis heute die Öffnungs des Sargs und eine erneute Untersuchung des Leichnams verweigert. Ein Schuldeingeständnis?

Doch ob Mord, Unfall oder natürlicher Tod – für viele Bayern war es nur schwer nachvollziehbar, weshalb die Errichtung einer Gedächtniskirche erst zehn Jahre nach dem Ableben des Märchenkönigs veranlasst wurde. Durch Veranlassung von Prinzregent Luitpold startete das sich über vier Jahre erstreckende Bauvorhaben, bis die Votivkapelle im Jahre 1900 eingeweiht wurde. Vis-a-vis zum Starnberger See ist eine im frühromanischen Stil errichtete Gedächtniskirche entstanden, die als Kuppelbau die Blicke auf sich zieht. Diese Kapelle basiert auf Plänen des Architekten und königlichen Hofbaurats Julius Hofmann. Doch durch seinen nahenden Tod konnte der Erbauer die Eröffnung des Kirchbaus leider nicht mehr erleben.

Blick auf die Votivkapelle am Starnberger See
Blick auf die Votivkapelle am Starnberger See

Architektonische Finessen der Votivkapelle

Die Gedächtniskirche ist ein kleines Gotteshaus im frühromanischen Stil, das in Form eines achteckigen Kuppelbaus aus Muschelkalk angefertigt wurde. Ein Highlight ist ein über der Kapelle verewigter Triumphbogen, auf dem das bayerische Wappen sowie die Inschrift "Ludovicus II. Rex Bavariae" (auf deutsch: Ludwig II. König von Bayern) ersichtlich sind. In der Vorhalle der Votivkapelle befinden sich außerdem zwei Tafeln in lateinischer Schrift, die folgende Inschrift tragen:

"Dem Gedächtnis Seiner Majestät Ludwig II, König von Bayern, geweiht, der nach 22jähriger Regierung zur Trauer des Vaterlandes an dieser Stelle am 13. Juni 1886 aus dem Leben schied."


Gedenkfeiern und Öffnungszeiten

In jedem Jahr findet am Todestag des Märchenkönigs bei der Votivkapelle eine Trauerfeier statt. Mittlerweile ist es Tradition, dass Königstreue aus ganz Europa anreisen, um bei diesem Ereignis dabei zu sein. Besucher der Votivkapelle dürfen die Gedächtniskirche über das ganze Jahr hinweg von außen besichtigen. Zudem stehen die Pforten des Häuschens vom 1. April bis 31. Oktober eines jeden Jahres Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr offen. Hier dürfen Besucher die Votivkapelle bis zu einem Gitter betreten, das sich hinter der Eingangstür befindet. Von dieser Position aus können Besucher in den kompletten Innenraum einsehen. Komplett ist die Kapelle nur an bestimmten Fest- und Feiertagen geöffnet. Der Eintritt zur Votivkapelle ist frei.


Tipps zur Anfahrt zur Votivkapelle

Eine Anreise mit dem Auto erfolgt über die A95 von München nach Garmisch. Hier entscheiden Sie sich für die Ausfahrt Starnberg, um anschließend auf der A952 Starnberg bis zur Ausfahrt Percha weiterzufahren. Orientieren Sie sich hier am Straßenverlauf in Richtung Berg, bis in der Nähe der Votivkapelle erste Parkplätze ausgeschildert sind. Eine weitere Option ist eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da die S6 von München aus aller 20 Minuten bis nach Starnberg-Nord verläuft. An dieser Station wechseln Sie zur Buslinie 975 nach Wolfratshausen, um an der Haltestelle Berg auszusteigen. Danach ist die Votivkapelle fußläufig nach rund 15 Minuten erreicht.